Was mir an Rollern gefällt, ist die
Handlichkeit und die gegenüber Autofahrern erhöhte Sitzposition. Beides kann
der Burgman nicht aufweisen, er ist fast 200 Kilogramm schwer und man sitzt wie
auf einem Sofa ziemlich tief. Dafür ist der Windschutz hervorragend und die
Ausstattung mit vielen Staufächern, Uhr und 2 Tageskilometerzählern luxuriös,
leider fehlt ein Kickstarter.
Verblüfft haben mich am Burgman die Fahrleistungen. Als ich beim ersten Start den
Gasgriff wie beim Epicuro voll aufdrehte, warf es mich beinahe vom Gefährt. Auf der
Autobahn bleibt die Tachonadel erst bei 150 Stundenkilometern stehen, was
ich bei den 13-Zoll Rädern mehr als genügend finde.
Dank der Automatik und dem tiefen Schwerpunkt konnte ich auf einer Pässefahrt
über Furka, Grimsel und Susten auch mit hubraumstärkeren Motorrädern
mithalten. Leider wird die Kurvenneigung durch den Hauptständer etwas eingeschränkt.
Der Benzintank ist mit 13 Litern genügend gross und der Verbrauch mit vier
Litern angemessen. Daraus ergibt sich ein Aktionsradius von beachtlichen 300 km.
Das angegebene Serviceintervall von 6000 Kilometern ist etwas kurz.
Für Ueberlandfahrten ist der 400-er Burgman genial, für den Arbeitsweg in die Stadt ein bisschen zu gross. Punkto Verarbeitung und Fahrleistungen ist der Suzuki-Roller einsame Klasse.
Nach einer einwöchigen Miete eines Burgman hatte ich echte
Mühe, mit meinem Epicuro klar zu kommen. Wegen den gesalzenen Winterstrassen und dem
dazugehörigen Rost wollte ich aber mit dem Kauf eines Burgman bis im Frühling warten.
Ende März war es dann soweit und ich konnte meinen 400-er in Empfang nehmen.
Schweren Herzens begab ich mich zu einem Karosseriespengler, der mir für Fr. 50.- die
fabrikneue Soziuslehne abschnitt. Zwei Gründe hatten mich dazu bewegt. Erstens ist das
Risiko für einen Wirbelsäulenbruch hoch, wenn ein Auto von hinten in den Roller fährt und
zweitens kann man auf diese Weise das Topcase fast 20 cm weiter nach vorne platzieren.
Der Burgman hat von Natur aus eine stattliche Länge, welche mit einem Topcase hinter der
Lehne unzumutbar wird. Aber auch der Schwerpunkt kommt mit Lehne zu weit nach hinten
zu liegen, was sich auf die Fahreigenschaften negativ auswirkt. Die fehlende Lehne kann
einfach durch ein Rückenpolster am Topcase ersetzt werden.
Den Gepäckträger für ein Topcase und zwei Seitenkoffer bastelte ich aus Aluprofilen "Item"
der Firma Zihlmann. Da meine Werkstatt bescheiden eingerichtet ist, war diese Lösung
optimal, denn benötigt werden nur eine Bohrmaschine und ein Gewindeschneider. Die Auslagen
für Profile, Verbindungsteile und Schrauben beliefen sich auf zirka Fr. 180.-
Zur Erhöhung der Sicherheit stattete ich den Gepäckträger mit 10 mm Hochleistungs-LEDs aus. Pro Seite je 2 gelbe für den Blinker, 2 rote fürs Licht und 1 ultrahelles fürs Bremslicht.
Was dem BMW C1 recht, ist dem Burgman billig. Mit den montierten Gepäcknetzen
(Fr. 60.- pro Paar) wird im Cockpit zusätzlicher Stauraum gewonnen. Zudem kann ein
Tankrucksack im Durchstieg daran befestigt werden.
Immer mehr elektrische Verbraucher sind mit Zigarettenanzünder-Steckern ausgerüstet:
Natels, Notebooks, GPS-Geräte, Kühlboxen, Taschenlampen, etc. Um solche Geräte an den
Burgman koppeln zu können, schraubte ich eine Steckdose neben den Werkzeugbeutel
im Kofferraum. Aber Vorsicht: Keine Stromfresser über 100 Watt anschliessen und bei
Belastung über 50 Watt den Motor laufen lassen, denn sonst ist der Akku nach einer halben
Stunde leer.
Zum Glück bietet Suzuki Griffschalen an, denn die Hände waren bis jetzt direkt Kälte und Nässe ausgesetzt. Dank diesen Handprotektoren kann man im Sommer problemlos ohne Handschuhe fahren und braucht im Winter kaum eine Griffheizung.
Eine Beleuchtung des Kofferraums
ist ja eine gute Sache, doch wenn das Lämpchen so angebracht ist, dass es schon
bei wenig Gepäck verdeckt wird, dann ist das eher ein Grund zum Aergern.
Da meine Devise aber heisst "Nicht über andere fluchen sondern besser
machen", kaufte ich mir eine Osram Dulux Pocket-Lampe. Sie ist bestückt
mit einer Fluoreszenzröhre, welche zwar nur 3 Watt verbraucht, aber gleich hell
ist wie eine herkömmliche 15 Watt Glühbirne.
Das erste Problem war, dass die Lampe nicht mit 12 Volt, sondern mit 3 Volt
betrieben werden will. Dieses Problem löste ich mit einem Längsregler.
Das zweite Problem war, dass die Lampe nicht für Dauerbetrieb ausgelegt ist
(Kritik an Osram!). Nach einer Stunde löste sich der interne
Leistungstransistor in Rauch und Gestank auf. Dieses Problem löste ich mit
einem grosszügig überdimensionierten neuem Transistor.
Die unten an der Sitzbank angeschraubte Osram-Lampe schloss ich dann mit
einem Spiralkabel an Stelle des ursprünglichen Lämpchens an. Diese
Konstruktion hat sich bis jetzt bestens bewährt und wurde beim neuen Burgman K1
genau gleich realisiert.
Was soll denn dieses komische Wort bedeuten? Es ist die
Abkürzung für
W = Warnblinkanlage
H = Heizgriffsteuerung
A = Alarmanlage
M = Musik (Verstärker und Lautsprecher)
S = System
Der Burgman lässt ja kaum Wünsche offen, doch irgendwo kann man immer etwas
verbessern oder hinzufügen. Ich überlegte mir also, was die Rollerfahrt noch
sicherer oder bequemer machen könnte. Wenn man als letzter am Stauende steht,
möchte man die hinzukommenden Verkehrsteilnehmer irgendwie davon abhalten, in
den Stau zu knallen. Ebenso wenn man von einem extra rechts fahrenden Lastwagen
dazu ermuntert wird, trotz Gegenverkehr gefahrlos zu überholen (oft geschehen
in Skandinavien), möchte man sich mit einem Zeichen bedanken: Ein Warnblinker muss
her!
Die montierten Griffschalen würde ich nie mehr hergeben, doch bei einem
Schneegestöber kann es trotzdem kalte Griffel absetzen. Also kaufte ich mir
eine Griffheizung, bestehend aus zwei verkabelten Lenkergriffen und einem
Kästchen. Neugierig wurde es flugs geöffnet und dann enttäscht festgestellt,
dass darin nur zwei Widerstände geschaltet werden, einmal in Serie und einmal
Parallel. Dies bedeutet, dass zwei Heizstufen zur Verfügung stehen: Lauwarm und
Siedend. Komfortabel wäre eine Steuerung von 0 bis 100% in 10 Schritten,
visualisiert mit einer LED-Zeile mit 3 grünen, 4 gelben und 3 roten LEDs: Eine
Heizgriffsteuerung muss her!
Manche Personen habe Mühe, zwischen Mein und Dein zu unterscheiden. Diesen muss
geholfen werden und zwar akustisch und optisch. Mit einem Neigungssensor kann
der Burgman auf dem Seitenständer seine Nachtruhe verbringen. Richtet nun
jemand bei scharfer Alarmanlage den Roller auf, so schalten alternierend die
beiden Hupen (Voxbell 115dB) und die Warnblinker ein. Nach 20 Sekunden (Strassenverkehrsordnung!)
hört der Spuk auf und die Anlage ist automatisch wieder scharf: Eine
Alarmanlage muss her!
Beim genüsslichen Dahinrollern wäre manchmal etwas Musik ganz schön. Da in
der Schweiz Stereokopfhörer unter dem Helm verboten sind, muss eine andere
Lösung gefunden werden. Zudem soll jede Signalquelle verwendet werden können,
also Walkman, CD- und MD-Player, Autoradio und MP3: Ein Verstärker mit 2
Lautsprechern muss her!
Nach all diesen Ueberlegungen bastelte ich das WHAM'S. An die Sturzbügel von
Fehling wurden 90-Grad-Aluprofile geschraubt und dann mit Pultgehäusen
versehen, in welchen die ganze Elektronik steckt. Mit wasserdichten Steckern
wurde das ganze zum Schluss noch verkabelt und funktionierte einwandfrei.
Jedoch 4 Punkte gibts zu bemängeln:
- Die Aluprofile stören beim Auf- und Absteigen und in engen Kurven
- Die Musik ist ab Tempo 60 nicht mehr zu hören
- Die Tasten sind ergonomisch schlecht angeordnet und beim Fahren kaum zu
erreichen
- Der Kabelsalat stört das Design und ist eine Einladung für Saboteure und
Vandalen
Vielleicht mache ich ein Redesign und packe alles in den Lenker. Aber erst nach
dem Sommer, jetzt wird zuerst gefahren!
Was soll denn dieses komische Wort bedeuten? Es ist die
Abkürzung für
W = Warnblinkanlage
H = Heizgriffsteuerung
A = Alarmanlage
S = System
Gegenüber obigem Gerät WHAMs ist das M=Musik verschwunden, weil man höchstens die Umgebung mit
Schall berieselt und selber nichts hört und der Verstärker plus 2 Lautsprecher ziemlich
viel Platz beansprucht.
Das neue Gerät WHAs sollte nicht mehr an störenden Aluprofilen hängen, keine frei zugänglichen
Kabel und Stecker haben und die Tasten müssen ohne akrobatische Turnübungen erreichbar sein.
Als Lösung habe ich eine wasserdichte Plastikbox auf den Lenker geschraubt.
Der einzige Nachteil dieser Konstruktion besteht darin, dass der Kilometerzähler nicht mehr sichtbar ist.
Der Rest des Tachos liegt bei 1.80 Meter Körpergrösse immer noch im Blickfeld.
Vor allem im Winter kann man die wohltuende Wirkung von warmen Händen dank der Heizgriffe
nicht hoch genug schätzen...
Bei den an den Sturzbügel aussen montierten Lautsprechern (WHAM'S) war
ab 60 km/h bereits nichts mehr zu hören. Für eine bessere Akustik müssen die
Lautsprecher hinter die Scheibe platziert werden. Es gibt ein kommerzielles
Angebot von Motorhobby, Italien. Doch bei dieser Lösung werden vor allem die
Griffschalen und nicht der Fahrer beschallt. Die Lösung von Mario Möller mit
dem Einbau der Lautsprecher in die Konsole sieht zwar sauber aus und lässt
etwas Bass zu, doch soviele Aenderungen möchte ich an meinem Burgman nicht
vornehmen (Kühlwasserbehälter abändern, etc.).
Dann kam mir die Idee: Wenn schon kein Brett vor dem Kopf, dann wenigstens
Lautsprecher vor dem Helm! Ich nahm zwei wasserfeste Visaton-Lautsprecher, ein
Robust-Gehäuse von Conrad-Electronic und einen 2x22 Watt Verstärkerbaustein
von Philips und montierte alles auf einem Profileisen, das ich mit Rohrschellen
an den Rückspiegeln befestigte. Zum Schutze vor Verletzungen sind zudem alle
Kanten des Trägers eingefasst.
Jetzt lässt sich jeder Walkman, Radio, CD-Player oder MP3-Spieler per
Stereostecker andocken und verstärken. Die Musik ist jetzt bis 100km/h gut
hörbar und die Sicht auf den Tacho und über die Scheibe ist immer noch
gewährleistet.
Ende Januar 2003 hatte ich einen fürchterlichen Crash.
Auf dem Heimweg von der Arbeit, es war 18 Uhr, begann es dunkel zu werden und zu schneien. Dank einer Temperatur über Null Grad setzte der Schnee nicht an, doch die Fahrbahn war nass.
Ich war froh, die Dorfeinfahrt zu erreichen; nun trennten mich noch 500 Meter von der warmen Stube. Bei einer Kreuzung
bog der vor mir fahrende BMW X5 nach links ab und befuhr zu diesem Zweck die Einspurstrecke. Vorsichtig fuhr ich rechts
vorbei, denn man musss immer mit entgegenkommenden Linksabbiegern rechnen. Zudem war der Geländewagen hoch und versperrte
die Sicht auf die Gegenfahrbahn völlig. Auf Höhe der Kreuzung dachte schien mir keine Gefahr mehr zu bestehen. Doch
plötzlich schnellte der weisse Kotflügel eines Ford Mondeo hinter dem BMW hervor, nur einige Meter von mir entfernt und
versperrte mir den Weg.
Reflexartig zog ich an den Bremsen, verspürte aber keine Wirkung. Mit voller Wucht knallte ich
in die Beifahrertüre des Autos, Kunststoffteile und Seitenspiegel flogen durch die Luft. Ein Schlag wie von einer zwei
Meter grossen Faust traf mich und es wurde schwarz. Nach einer Sekunde (oder mehr?) lag ich am Boden und kontrollierte,
ob noch alles dran war. Mein rechtes Knie tat höllisch weh und auch mein rechter Ellbogen schmerzte. Die
unfallverursachende Lenkerin sprang aus dem Wagen und meinte kreidebleich, sie sie froh, dass ich wieder aufstehe.
Nach dem lauten Aufprall und dem Durchschütteln des Autos hatte sie schon schlimmeres befürchtet.
Ein hilfsbereiter Kleintransporterfahrer sicherte den Unfall, telefonierte der Polizei und sagte als Zeuge aus.
Der Anblick des Burgman war traurig, denn im vorderen Drittel waren die Kunststoffteile weg oder zerborsten, die
Gabel war eingedrückt und der Kabelbaum abgetrennt. Klar ist es nur eine Maschine aus Metall und Kunststoff, doch
ich hatte so viele schöne Erlebnisse zwischen Nordkap und Rumänien mit dem zuverlässigen Roller gehabt.
Aber im Nachhinein war ich froh, dass mir ausser einem geschwollenen Knie, einem blauen Oberarm und Kopfschmerzen nichts passiert war. Viel zur
Unversehrtheit haben auch die, zum Glück getragenen, Knie- und Ellbogen-Protektoren beigetragen.
Bei diesem Unfall hätte auch ein Sicherheitstraining nicht geholfen, denn nach meinen
bisher 130 000 gefahrenen Rollerkilometern hatte ich das Ding doch einigermassen
im Griff und mit 50 km/h kann man nun mal einfach nicht auf 5 Meter anhalten.
Zum Glück gab die Frau im Mondeo die Schuld vollumgänglich zu. Ich hatte keinen Alkohol getrunken, gute (Heidenau-)Reifen drauf,
das Licht eingeschaltet, den Helm getragen und die Geschwindigkeit angepasst gehabt. Nach Fotos und Protokoll
der Polizei konnte ich dann nach über einer Stunde den Unfallort vor Kälte schlotternd und vor Schmerzen hinkend
im dichten Schneetreiben verlassen. Das Burgman-Wrack war inzwischen von meinem Motorradhändler
abgeholt worden.
Der Unfallort drei Tage später in meiner Fahrtrichtung
betrachtet. Die Ueberreste meines Burgman mochte ich nicht mehr fotografieren... |