Da der neue Roller UC125-Epicuro auf 12
Zoll und nicht mehr auf den kleinen 10 Zoll Rädern wie die AN125 läuft, ist
die Laufleistung eines Hinterpneus mit 10-15000 km beträchtlich höher. Dadurch
war es auf der ganzen Strecke von 7000 Kilometern nicht notwendig, einen Pneu zu
wechseln. Zudem ist der Fahrkomfort bei Schlaglöchern wesentlich besser und
auch die optimale Reisegeschwindigkeit von 95 Stundenkilometern ist um 15 höher
als bei der AN125.
Die Bremsscheibe vorne hat genügend grosse Löcher, um ein Schloss anzubringen,
was vor allem im Osten beruhigend wirkte. Unter der abschliessbaren Tankklappe
hat es genügend Platz, um ein Bremsscheibenschloss zu verstauen. Das hat zwei
Vorteile, erstens hat man das Schloss schnell zur Hand und zweitens liegt es mit
seinen über 500 Gramm für den Schwerpunkt optimal tief.
Bei jedem Tanken freute es mich, dass die Epicuro den Tankeinlass vor dem Sitz
hat. Dadurch war das mühsame Gepäckabschnallen vor dem Tanken überflüssig
geworden und der Schwerpunkt blieb auch mit vollem Tank tief. Der Preis dafür
ist, dass der Fussraum nicht mehr durchgängig eben ist und man weder Rucksack
noch Einkaufstachen zwischen den Beinen transportieren kann.
Ein weiterer Nachteil ist das Fehlen eines Handschuhfachs unter dem Lenker.
Dieser Platz wird vom Kühler eingenommen, denn die Epicuro ist im Gegensatz zur
AN125 wassergekühlt. Daraus resultiert mehr Leistung und ein geschmeidiger,
ruhiger Lauf des Motors.
Wie bei der AN125 vermisste ich einen Tageskilometerzähler und eine Uhr. Unter
dem Lenker der UC125 ist ein Taschenhaken montiert, was für mich aber eher als
Gag zu verstehen ist. Eine angehängte Tasche beginnt bei flotter Fahrt so gefährlich
zu flattern, dass man sie entweder wegnimmt oder sie von alleine wegfliegt.
Der Verbrauch war mit 4-5 Litern im Bereich der AN125, obwohl die UC125 5 PS stärker
und 15 km/h schneller ist.
Für die Epicuro ist kein Frontkorb mehr erhältlich und auch kein Bezinkanister
kann mehr aufs Fussbrett gestellt werden. Als Ersatz für den fehlenden Stauraum
bastelte ich aus Aluminiumprofilen einen Gepäckträger, der zusätzlich zum
Topcase mit 42 Litern auch zwei Chopper- Seitenkoffer mit je 22 Litern Inhalt
aufnehmen kann.
In dem einem Seitenkoffer verstaute ich Kocher und Essgeschirr, im andern
Gummistiefel und Erstzkanister. Durch diese Gepäckverteilung war zwar alles im
Heck, doch blieb der Schwerpunkt einigermassen tief.
Ein Nachteil der Seitenkoffer ist die Breite des Fahrzeugs von fast einem Meter,
was ein Vorbeischlängeln an Autokolonnen schnell einmal verunmöglichte und den
Luftwiderstand vergrösserte.
Die Suzuki lief die ganze Strecke problemlos, einzig die Schrauben der
Windschutzscheibe musste ich infolge der schlechten Strassen mehrere Male
nachziehen. Oft hatte ich das Gefühl, dass die Scheibe von der Grösse und der
Stabilität her unterdimensioniert ist, denn bei starkem Wind schützte sie zu
wenig und flatterte wie ein Segel.
Nach einem Jahr mit der Epicuro und zurückgelegten
16000 Kilometern kann über die Zuverlässigkeit noch nicht viel ausgesagt
werden. Jedenfalls hatte ich bis jetzt keine einzige Panne mit dem Roller, so
dass ich nicht mehr weiterfahren konnte. Ein Schwachpunkt scheint die
Befestigung des Luftfilters zu sein. Durch die Vibrationen riss dessen
Aufhängung und musste ersetzt werden. Die Funktion des Motors bei tiefen
Temperaturen scheint auch nicht optimal zu sein. Bei jedem Stopp unter 5 Grad
stellte der Motor ab, sprang aber auf Druck des Anlassers sofort wieder an. Erst
nach dem Einbau einer Vergaserheizung war dieses Problem behoben. Uebrigens
wurden mir alle Reparaturen gratis auf Garantie erledigt, was für die Kulanz
von Suzuki spricht.
Der Benzinverbrauch ist mit über vier Litern
hoch und das Serviceintervall mit 5000 Kilometern zu kurz.
Dafür kommt man zügig voran, hat eine bequeme Sitzposition und ist auch in
Extremsituationen zufrieden mit dem Fahrwerk und der Stabilität. Zudem ist die
Verarbeitungsqualität bei Suzuki überdurchschnittlich hoch und für den Fall
der Fälle ist noch ein Kickstarter vorhanden.
Einen UC125 Epicuro: Sofort wieder!
Der Suzuki-Roller UC125 hat noch den
schönen Zusatznamen Epicuro.
In einem Lexikon fand ich folgende Erklärung zu diesem Wort: Epicuro war ein
griechischer Philosoph, der von 341 - 270 v. Chr. lebte. Ueber Epicuro sagte
Friedrich Nietzsche: "Die Weisheit ist keinen Schritt über Epikur
hinausgekommen und oftmals viele tausend Schritt hinter ihn zurück."
Zu seinem Werk stand folgendes zu lesen: Epikur gilt als philosophischer
Gegenspieler Platons und seiner Schüler. Er wandte sein Denken entschieden dem
Diesseits zu, der Sphäre der Sinne: mit Freude am Angebot der Natur teilhaben,
sich aber auch mit ihm zufriedengeben. Bedingung dafür ist die
"Ueberwindung der Furcht", die der Mensch vor dem Tod und der Strafe
der Götter empfindet. Daher lehrte Epikur, dass die Seele sterblich sei und
verlangte jene tiefe Bejahung der Wirklichkeit, die auch angesichts des
Schmerzvollen, des Leides, der Vergänglichkeit standhält. Seiner Lehre zufolge
kann nur die Philosophie dem Menschen solche Befreiung verschaffen. Philosophie
meint dabei die Tätigkeit zur Erlangung von Erkenntnis über einen Gegenstand,
den es zu begreifen gilt.
Warum Suzuki diesen Namen Epicuro wählte, darüber lässt sich spekulieren. Für
Epicuro gibt es kein Leben nach dem Tode, darum ist es umso wichtiger, bewusst
die Gegenwart zu erleben. Was gibt es schöneres, als mit einem Motorrad über
eine kurvenreiche Landstrasse zu rollen, vorbei an Seen und Wäldern und dabei
die untergehende Sonne zu geniessen?
Auch das schmerzvolle Leiden im Bereich des Sattels muss man manchmal erleben,
wenn grosse Strecken auf schlechten Strassen zurückgelegt werden.
Jede Etappe geht zu Ende, jede Tour geht vorbei, jede Ferienzeit endet. Da merkt
man die Vergänglichkeit am besten.
Aber man empfindet auch Lust, wenn man das geplante Etappenziel heil erreicht.
Zudem muss man zufrieden sein mit dem 125-er Roller, obwohl es schnellere
Maschinen gibt, denn auf diesen herumrasend bleibt keine Zeit, schöne Gegenden
wahrzunehmen.
Aus all diesen Gründen finde ich die Wahl von Epicuro originell.